Röstmeister besucht Biofarm
Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Das weiß Joshua Gnoth ganz genau. Der 26-jährige Papenburger ist Betriebsleiter und Röstmeister der Kanne-Rösterei in Heede – ein wohl einzigartiger Beruf im nördlichen Emsland. Bei Kanne werden seit 2015 rund 50 Tonnen Kaffee pro Jahr geröstet.
„Wir verwenden vorwiegend Biokaffee, der auch fair gehandelt wird“, sagt Gnoth im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Kaffeebohnen kommen sozusagen von kleinen Bio-Farmen aus aller Welt nach Heede. Es sind direkt importierte Sorten Rohkaffees aus Mittel- und Südamerika (Mexiko, Peru) sowie aus Afrika (Tansania) und Asien (Papua-Neuguinea). Das Unternehmen Kanne beliefert Gnoth zufolge damit vorwiegend (etwa 70 Prozent) der Krankenhaus-Gastronomien in Deutschland. Der Rest werde für das Restaurant Kannelloni produziert, an Gastronomen in der Region und darüber hinaus geliefert sowie über einen Onlineshop vertrieben.
Am Fuße des Kilimandscharo
„Wir kaufen speziell bei ausgewählten Farmen. Das heißt, wir wissen exakt, von welchen Farmen unsere Kaffees kommen“, sagt Gnoth. Das Netz habe das Unternehmen über einen Kaffeehändler in Hamburg aufgebaut. Gnoth selbst war zuletzt für eine Woche in Tansania, genauer gesagt auf einer Kaffeefarm am Fuße des Kilimandscharo, dem mit 5895 Meter höchsten Bergmassiv Afrikas im Nordosten des Landes. Dort hat sich Gnoth nach eigenem Bekunden nicht nur über die Produktion von der Aufzucht der Kaffeepflanze bis zur Bohnenernte einen persönlichen Eindruck verschafft. Es sei ihm auch darum gegangen, ein Gefühl und eine andere Wertschätzung für den Kaffee zu bekommen. „Außerdem habe ich gesehen, wie viel Arbeit dahintersteckt.“ Denn wie er festgestellt habe, sei jeder Produktionsschritt Handarbeit. „Nur der Transport der Bohnen vom Feld erfolgt mit einem Traktor.“
Geschmack aus jeder Bohne holen
Seine eigene Leidenschaft für Kaffee, die weit über die Arbeit mit der Bohne hinausgehe, erklärt Gnoth mit der Vielfalt des Geschmacks. „In Kaffee können doppelt so viele Aromen wie Wein sein“, sagt er. Je nach Region und Witterungslage schmecke das Naturprodukt anders. „Damit zu arbeiten und zu spielen, macht es so faszinierend.“ Sein Arbeitgeber bescheinigt Gnoth, genau zu wissen, wie man den besten Geschmack aus jeder einzelnen Bohne herausholen könne. Von der Industrie- und Handelskammer ist er als Kaffeesommelier zertifiziert.
Zu den Hauptaufgaben des Papenburgers gehört außer dem Rösten das Einkaufen der rohen Kaffeebohnen und überprüfen, ob das Geschmacksprofil erfüllt ist. So müsse er beispielsweise feststellen, ob die Bohnen womöglich von Insekten befallen oder zu feucht gelagert seien.
Anhand der grünen Bohne lasse sich aber nicht auf den Geschmack schließen. „Sie richt eher grasig“, sagt Gnoth und erklärt, dass es sich bei der Bohne um den Kern der Kaffeekirsche handelt. Der Geschmack entfaltet sich erst beim Röstvorgang. Bohnen für Espresso werden zum Beispiel bei 220 Grad Celsius etwa 20 Minuten geröstet.
Keimen in Flusskies
Bei seinem Besuch auf der Farm in Tansania hat er verfolgt, wie die Bohne einer Kaffeepflanze in Flusskies keimt und nach etwa zwei Monaten für ein Jahr eingetopft wird und unter Schattennetzen weiterwächst. Dann wird sie auf ein Feld in etwa 1600 Meter Höhe direkt unterhalb des Nationalparks Kilimandscharo gepflanzt. „Bis eine Pflanze das erste Mal Früchte trägt, dauert es etwa drei Jahre“, sagt Gnoth. Die Ernte erfolgt per Hand. Pro Eimer erhalten die Pflücker nach seinen Worten 2000 tansanische Schilling. Das sind umgerechnet 80 Eurocent. Ein Pflücker liefere pro Tag zwischen drei und vier Eimer ab.
Ebenfalls Handarbeit ist Gnoth zufolge das Sortieren der geernteten Kaffeebohnen. Maschinell werden sie später von ihrer Pergamenthaut befreit und in 60-Kilo-Jutesäcke abgefüllt und verschifft.
Quelle:
Bild: Gerd Schade/Joshua Gnoth / Emszeitung 29.08.2017